das unsichtbare gewand:

als er erschien
war unsichtbar noch sein gewand
man wusste nur,
er kam aus einem andern land.

man grüsste ihn
und hätte gern erfahren
woher er kam
und was ihm widerfahren.

im dorfcafe
lud man ihn öfters ein,
fragte ihn aus,
bei einer flasche wein.

er sagte wenig,
doch schon nach ein'gen wochen
wurde im dorfe
viel über ihn gesprochen.

er war sehr ehrlich
sagte was er glaubte
vielleicht war's falsch,
ging über das erlaubte.

und hinter ihm,
mit vorgehaltener Hand,
sprach über ihn
im Dorfe Jung und Alt.

die farbe,
die sein kleid langsam erlangte
war eine farbe,
die er selbst nicht mehr erkannte.

im vordergrund
blieb man zu ihm stets freundlich
doch was man dachte
spürte er allzu deutlich.

als einst er kam
war unsichtbar noch sein gewand,
nun war es schwarz
und er verliess dies land.

von moritz niederhäuser, gestorben 1990
an mit gift gestrecktem heroin.

 

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