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text aus:
sternenzauber
die biographie des david gubelmann, ein roman.
alle rechte bei beatus gubler, diese texte stehen unter
copyright, für private zwecke darf dieser text kopiert werden.
David und der Fluss.
David ging wieder
mal an eine der vielen Symposien und Diskussionsgruppen, wo sich
Atheisten, Katholiken, Christen und andere trafen um über Gott
zu debattieren.
David war ein misstrauischer, spezieller Mensch. Er musste sich
fast zwingen an dieses öffentliche Treffen zu gehen, wo eine
jede Partei an die eigene Wahrheit glaubte.
Nach stundenlangem debattieren der dort anwesenden Menschen
fühlte sich David immer unwohler.
Er hatte noch gar nichts
gesagt.
Als die Diskussionsgruppe festgefahren war, schauten einige
davon ihn Vorwurfsvoll an. Was meinen Sie dazu? war die Frage.
David wurde wütend und sprach: Ihr Religiösen und ihr Atheisten,
ihr seid ja beide das Ende ein und derselben Wurst, und ich
möchte keine Wurst sein. Etwas beleidigt fragte dann der
katholische Pfarrer, was wollen sie dann?
Da sprach David ein Gleichnis:
Wissen sie, die einen schwimmen
Flussaufwärts, gegen den Strom, und sagen dies sei gut, so komme
ich zur Quelle, und dort sind die anderen die auch auf dem
rechten Weg sind, und ich bin dann nicht alleine. Und die
anderen schwimmen mit dem Strom, denn sie sagen dies sei gut so,
so komme man zur Tränke. Dort sind die anderen, und man ist
nicht alleine, und nur dies könne der rechte Weg sein.
Ich aber, ich steige aus dem Fluss, ich wage es, obwohl es
verboten ist, auf den nahen Berg zu klettern, von wo ich alles
sehen kann, von der Quelle bis zur Tränke. Und ich beobachte,
und ich denke nach, und manchmal bin ich alleine. Manchmal gehe
ich runter zum Fluss und nehme ein Bad, fühle die Erde zwischen
meinen Zehen, schwimme flussab und flussauf. Dann aber gehe ich
wieder zurück auf den Berg, obwohl es dort manchmal einsam ist,
so ist es der einzige Ort wo ich alles umfassen sehen kann.
Dort, und nur dort, kann ich die ganze Schönheit sehen, dort,
und nur dort, kann ich seine Stimme hören und der Wahrheit nahe
sein. Denn wer nicht bereit ist, die Wahrheit als höchstes Gut
über alles zu stellen, über sich selbst, über seine eigenen
Prägungen, über die Familie welche ihn grosszog, über die
Gesellschaft, die Religion und deren Überzeugungen, ist wahrlich
ein Gefangener seiner selbst, der Umstände und der Menschen
welche um ihn sind.
Darum steige ich
aus dem Fluss und klettere auf den verbotenen Berg.
Und manchmal, ganz selten, steigt jemand anders auch aus dem
Fluss.
Wer dies ist und wann dies ist, dies bestimmen andere
Kräfte als ich.
Manchmal ist es eine Frau, manchmal ein Mann,
manchmal ein Weiser, ein Engel, oder ein Kind.... und sie besuchen
mich.
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